Wenn du jemals vom „Ahnenerbe“ gehört hast, fragst du dich vielleicht, was genau dahintersteckt. Diese Bezeichnung hat ihre Wurzeln in der dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte und ist mit vielen Kontroversen und Mythen behaftet. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, was diese Organisation eigentlich ist und wie es sich in den Kontext der nationalsozialistischen Ideologie einfügt. Wir haben hier auch noch einen Artikel zur Ahnenforschung in der NS-Zeit für dich.

Die Gründung des Ahnenerbe

Das „Ahnenerbe“, vollständig „Forschungs- und Lehrgemeinschaft Das Ahnenerbe e.V.“, wurde 1935 von Heinrich Himmler, Hermann Wirth und Richard Walther Darré gegründet. Ursprünglich sollte es als eine Art akademische Institution fungieren, die sich der Erforschung der „arischen“ Kultur und Geschichte widmet. Himmler, einer der Hauptarchitekten des Holocaust und ein hochrangiger NS-Offizier, sah diese Organisation als Mittel zur Legitimation und Verbreitung der rassenideologischen Überzeugungen des NS-Regimes.

Die Forschung des Ahnenerbe

Unter dem Deckmantel der wissenschaftlichen Forschung begann das „Ahnenerbe“ bald, Expeditionen und Studien in verschiedenen Teilen der Welt zu finanzieren. Diese hatten das Ziel, Beweise für die Überlegenheit und die antiken Wurzeln der „arischen Rasse“ zu finden. Ein berühmtes Beispiel ist die Expedition nach Tibet 1938, bei der versucht wurde, Verbindungen zwischen den Tibetern und den Ariern herzustellen.

Allerdings war nicht alles, was das „Ahnenerbe“ tat, reine Außenforschung. Einige Abteilungen beschäftigten sich mit okkulten und esoterischen Studien, die dem nationalsozialistischen Deutschland zu „spiritueller Erneuerung“ verhelfen sollten.

Dunklere Seiten des Ahnenerbe

So faszinierend einige der Expeditionen und Studien des „Ahnenerbe“ auch sein mögen, sie verdecken nicht die dunkleren Aspekte dieser Organisation. Einige Einheiten diese Organisation waren direkt an Kriegsverbrechen und Gräueltaten beteiligt. Ein berüchtigtes Beispiel ist die Beteiligung von „Ahnenerbe“-Einheiten an medizinischen Experimenten in Konzentrationslagern, bei denen Häftlinge oft unter grausamen Bedingungen gequält und getötet wurden.

Das Ende des Ahnenerbe

Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches und der Niederlage Deutschlands kam auch das Ende für das „Ahnenerbe“. Der Schatten, den diese Organisation und ihre Aktivitäten hinterließen, war jedoch tief und dunkel. In den anschließenden Nürnberger Prozessen, in denen führende Nationalsozialisten für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen wurden, kamen auch die Aktivitäten des „Ahnenerbe“ ans Licht.

Einige der Mitglieder des „Ahnenerbe“, die direkt an Gräueltaten beteiligt waren oder deren Forschungen den Weg für solche Verbrechen ebneten, standen vor Gericht. Sie wurden wegen ihrer Rolle in den Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Für diese Personen bedeutete das Ende des Krieges nicht das Ende ihrer Verantwortung für die von ihnen begangenen Taten.

Allerdings gab es auch Mitglieder, die ihre Beteiligung abstreiten oder verbergen konnten. Einige von ihnen waren in der Lage, ihre Identität zu verschleiern oder ihre Vergangenheit zu verbergen. Sie tauchten unter oder passten sich der neuen Realität in einem demokratischen Deutschland an. Viele waren erfolgreich darin, ihre Verbindungen zum „Ahnenerbe“ und zu den Gräueltaten des Dritten Reiches zu leugnen. Sie integrierten sich in die Gesellschaft und nahmen oft wichtige Positionen in Wissenschaft, Wirtschaft und anderen Bereichen ein.

Doch das Erbe des „Ahnenerbe“ wurde nicht einfach vergessen. Historiker, Journalisten und Überlebende arbeiteten jahrzehntelang daran, die Wahrheit über diese Organisation und ihre Aktivitäten aufzudecken. Ihre Bemühungen sorgten dafür, dass die Geschichte nicht verschwiegen wurde und dass die Schuldigen weiterhin zur Rechenschaft gezogen wurden, auch wenn viele Jahre seit Kriegsende vergangen waren.

Bedeutung in der heutigen Zeit

Obwohl diese Organisation heute als ein Überbleibsel vergangener Zeiten betrachtet werden kann, hat ihr Vermächtnis in der heutigen Unterhaltungskultur Spuren hinterlassen. Viele moderne literarische Werke, Kinoproduktionen und TV-Serien wurden von den mystischen und okkulten Geschichten, die sich um die Aktivitäten dieser Organisation ranken, beeinflusst. Dabei verschwimmen oft die Grenzen zwischen realen historischen Begebenheiten und künstlerischer Freiheit.

Doch solche Darstellungen sind nicht nur reine Unterhaltung. Sie dienen als stetige Erinnerung daran, wie leicht sich akademische und wissenschaftliche Bestrebungen verfälschen und für zweifelhafte, politische oder ideologische Ziele missbrauchen lassen. Die Geschichte dieser Organisation erinnert uns daran, dass Wissenschaft und Forschung mit Verantwortung und Vorsicht betrieben werden müssen.

Es ist von immenser Bedeutung, die Grundsätze der wissenschaftlichen Redlichkeit aufrechtzuerhalten und ständig über die möglichen Auswirkungen unseres Schaffens nachzudenken. In einer Welt, die von Informationen und Wissen angetrieben wird, sollten wir niemals vergessen, welche Gefahren entstehen können, wenn diese mächtigen Werkzeuge in die falschen Hände geraten.

Fazit

Das „Ahnenerbe“ war mehr als nur eine wissenschaftliche Einrichtung; es war ein Instrument des NS-Regimes, um seine rassistische und ideologische Agenda zu fördern. Während Teile seiner Geschichte durchaus faszinierend sein mögen, sollten sie nicht von den dunkleren Aspekten seiner Existenz ablenken. Das „Ahnenerbe“ dient als mahnendes Beispiel für die Gefahren, die entstehen, wenn Wissenschaft und Forschung in den Dienst einer schädlichen Ideologie gestellt werden.

Wenn du mehr wissen möchtest, ist dieser Wikipedia-Artikel ein guter Ausgangspunkt. Auch das Bundesarchiv hat eine Webseite mit weiteren Hintergrundinfos: Hier geht es zur Webseite (Abgerufen am 13.08.2023).

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